Happy New Year


 

Ein Jahr neigt sich erneut dem Ende zu. Und ich bin nicht traurig darüber. Ein Jahr, das voller grandioser Wunder war, voll liebervoller, zutiefst aufrichtiger Begegnungen und innig berührender Momente – andererseits ebenso reich an Tränen, Abschieden und mittelfristigen Durststrecken, die Hoffnung und Glauben erneut auf eine harte Probe stellen sollten.

 

Ein Jahr, das mir offenbarte, dass es tatsächlich möglich ist, unsere Träume zu verwirklichen und glücklich zu sein. Zu leben. Zu lieben. Dankbar für dieses einzigartige Wunder unserer Existenz zu sein – im unermüdlichen Versuch, ihm abzugewinnen, was es uns im eigentlichen die ganze Zeit über freiwillig schenken will: Glück. Liebe. Erfüllung. Und dass dies dennoch immer wieder von uns fordert, uns vollends einzulassen, uns eigens ganz, mit Herz, Leib und Seele, in die Waagschale zu werfen, alles auf eine Karte zu setzen, Bedingungslosigkeit, Leidenschaft und  Mut an die Stelle von halbherzigen Kompromissen, Lethargie und Mutlosigkeit zu setzen. Von uns fordert, wach zu sein/ wach zu bleiben, uns jederzeit neu zu erfinden. Und unverändert an uns zu glauben.

 

Nicht zuletzt hat mir dieses Jahr einmal mehr offenbart, was ich will und was ich nicht (mehr) will für mein Leben. Ich möchte keine Phrasen mehr. Phrasen, die sich jedes Mal dann als leer erweisen, wenn ihr praktischer Beweis aussteht und ihnen Taten folgen müssten. Ich möchte keine Menschen mehr an meiner Seite, die große Rede schwingen, aber beim ersten, leisen Windhauch nicht mehr gesehen waren. Da er sie unerwartet umgepustet hat. Ich möchte keine Menschen mehr bei mir, die den Kopf in den Sand stecken und darauf warten, dass die Zeit oder aber andere ihre Probleme lösen. Und damit notgedrungen jedwede Beteiligte verletzen.

 

Jawohl. Ich möchte niemanden mehr retten müssen. Viel eher möchte ich selbst gerettet werden - oder aber immerhin in Ruhe und Frieden gelassen werden, während ich diesen Job selbst erledige. Ich kann keine Kerker, Ketten und bleiernen Gewichte an den Füßen mehr gebrauchen. Auch nicht im Namen der Liebe.

 

Was ich mir hingegen an meiner Seite wünsche, sind gleichermaßen herzenswarme wie konfliktfähige Menschen. Menschen, die das Leben vielleicht verletzt und demütig hat werden lassen. Und die dennoch nicht müde geworden sind, ihre Ideale hochzuhalten, Rückgrat zu zeigen – die aus ihren Erfahrungen einmal mehr für sich den Ruf erwachsen ließen, integer zu sein, loyal, treu, authentisch - kooperativ, liebevoll und zugetan zu bleiben - und jeglichen Stürmen wacker die Stirn zu bieten. Auch im menschlichen Miteinander. Auch, und gerade dann, wenn Probleme und Schwierigkeiten auftauchen. Denn hey – sie gehören zum Leben nun mal einfach dazu. Wir können ihnen nicht entfliehen. Aber wir können sie lösen. Darin liegt unsere einzige Chance. Und zwar eine durchaus reelle.

 

Um es zusammenzufassen: Ich wünsche mir  Menschen mit Arsch in der Hose. Überfließender Liebe im Herzen. Träumen und Visionen in der Seele. Und einem Lächeln auf den Lippen. Auch wenn ihnen vielleicht gerade Tränen die Wangen hinabfließen.

 

Was wünsche ich mir noch? Das übliche. Grob gesagt: Mann, Hof und Hund. Wobei ich auf Hof und Hund eigentlich guten Gewissens verzichten kann.  Verbleibt demnach der Mann. Denn ich glaube unverändert daran, dass sich ein Leben in tiefer Liebe, aufrichtigem Respekt, Authentizität, Verspieltheit, Leichtigkeit, Freiheit und Freude teilen lässt. Und daran halte ich fest.

 

Ich wünsche mir grandiose Reisen im Inneren und im Äußeren. Arbeit, die mich erfüllt. Erlebnisse, die mein Herz frohlocken lassen. Ein Heim, das mir Rückhalt und Geborgenheit bietet. Und mich somit gestärkt immer wieder in verschiedenes Abenteuer und die Welt dort draußen entlässt. Liebe. Freundschaft und Partnerschaft.

 

Ich wünsche mir, glücklich zu sein.

 

Während ich demnach nun diese Tür 2012 schließe, dann in dem tiefen Gewahrsein, dass bis hierhin zwar etliches verwirklicht worden ist, aber gleichfalls vieles unvollendet blieb und mich als Aufgabe und Imperativ ins neue Jahr begleiten. Ich freue mich darauf.

 

Die allerschönsten Worte schenkten mir indessen in diesem Jahr ein Kind und eine Frau. Zum einen mein kleiner Neffe, der am Heiligen Abend unvermittelt auf mich zutrat, sich zu mir beugte, während ich am Tisch saß, und mir bebend ins Ohr flüsterte: "Tante Saskia, weißt du was? Ich liebe dich über alles." Unterdessen sich seine Hand zart in die meine schlich.

 

Zum anderen eine Freundin, die mich mit folgenden Zeilen bedachte:

 

"'Wer Schmetterlinge lachen hört,

der weiß wie Wolken schmecken.

Der wird im Mondenschein

ganz ungestört von Angst die Nacht entdecken…'

(Novalis)

 

Es gibt Tage, da erinnerst du mich an dieses Gedicht. Dann lächle ich mitten im Schmerz und richte mich neu auf. Schön, dass wir uns gefunden haben, und es miteinander aushalten können."

 

Es sind diese kleinen, und doch so kostbaren Momente, die meine Seele zum Klingen bringen und mich erneut die Segel hissen lassen – gen Liebe, Wahrheit, Freude und Freiheit. Die mir Hoffnung und Glauben punktum zurückzugeben vermögen. Die mich so unendlich dankbar sein lassen.

 

In diesem Sinne: Seien wir einander besagte Schmetterlinge und wandern im Verein durch taghelle Träume als auch finstere Nächte.

 

Denn Hauptsache, wir haben einander.